Humans, All Too Chemical

In famous publications, “Humans, All Too Chemical”, or “Menschliches, allzu Chemisches” (German), is a 2001 April fool’s day article, published in Chemistry News, by German organic chemist Kaspar Bott, wherein he makes the decisive Gibbs and Goethe connection, albeit in a loose fun half-jokingly assertion manner. [1]

Overview
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Article
The following is the article in German and English:

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Menschliches, allzu Chemisches
Warum machen wir nicht endlich Ernst mit der Umwertung unserer Werte

Bei der Lektüre von Goethes Faust können wir mit Vergnügen lernen, daß die Verse: „(Mephisto ist...) ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft", noch wirklichkeitsnäher erscheinen, wenn man die Worte Gute und Böse gegen einander austauscht. Eine solche - 100 Jahre später von Friedrich Nietzsche geforderte - Umwertung der Werte könnte den Chemikern vor allem beim sprachlichen Umgang mit ihrer Wissenschaft eine ungeahnte Publikumswirksamkeit bescheren, wie sich später noch zeigen wird. Dem Poeten Goethe verdan-ken wir auch einen amourösen Roman mit dem Titel „Wahlverwandtschaften", den man als vortrefflich gelungenes und gesellschaftsbezogenes Gleichnis für einen in der Chemie weit verbreiteten Vorgang bezeichnen darf. In diesem Werk möchte uns der Dichter vor Augen führen, daß zwei gutgefügte Paarungen durch einen Liebhaberaustausch zu noch festeren Bindungsverhältnissen führen können. Doch der Romantitel selbst stellt eine ins Deutsche übertragene Wortschöpfung des schwedischen Chemikers T. O. Bergman dar, der auf diese Weise mehr Humanität und Charme in die Sprache der Naturwissenschaften einbringen wollte. Der Reaktionstyp, um den es hier geht, ist heute nur mehr unter dem gefühlsarmen und farblosen Namen „Doppelte Umsetzung" bekannt. Dies deutet schon darauf hin, daß die Chemische Wissenschaft in der Zeit nach Goethe den Weg sprachlicher Wirrnisse und Verirrungen einge-schlagen hat. Es lohnt sich deshalb, solche faux pas anhand markanter Beispiele ins Visier zu nehmen.

Ein Leben wie die Götter

Es ist nicht nur ein Zeichen von Weltfremdheit, sondern auch von Lieblosigkeit, wenn Naturwissenschaftler sich anmaßen, die stoffliche Welt in eine belebte und eine unbelebte einzuteilen. So können die als typisch anorganisch bezeichneten Stickstoff- oder Sauerstoffmoleküle schon unterhalb von Temperaturen, die für die menschliche Fortpflanzung als optimal gelten, derart in Rage geraten, daß sie mit ihren diversen Freiheitsgraden der Bewegung und den daraus resultierenden Rotations- und Stoßmöglichkeiten jeden lebenslustigen Erdenbürger vor Neid erblassen lassen. Sie strafen dazu jeden Puritaner Lügen, der mal y pense, daß es sich hierbei um einen Zustand der Verwahrlosung handeln würde. In Wirklichkeit läuft alles, wie es uns L. Boltzmann so einleuchtend erklärt hat, nach gottgewollten Gesetzmäßigkeiten ab. Die betreffenden Moleküle unterliegen beim Ausschöpfen ihrer Vitalität weder einem Rhythmus zwischen Tag und Nacht, noch kann ihnen die unabwendbare Erschlaffung einer Replikationsfähigkeit von DNS-Doppelhelices ein Lebensende bereiten. Sie gleiten vielmehr - wie in einem Gedicht von F. Hölderlin beschrieben - den Göttern gleich als schwerelose und zeitlose Wesen dahin.

Arthur Schopenhauer und seine Epigonen

Nicht nur die Gedanken großer Philosophen, sondern auch die bahnbrechenden Vorstellungungen berühmter Physiko-Chemiker nehmen bisweilen sonderbare Formen an. Zunächst waren es die Ideen von Schopenhauer, die der Menschheit durch Verneinung - entsprechend einer Reduzierung auf den Nullwert - aller Leidenschaften die Erlösung bringen sollten. Noch einen Schritt weiter in die eingeschlagene Richtung ging der Naturforscher Josiah Willard Gibbs. Gemäß der von ihm entwickelten Gleichung muß die als „Freie Energie" bezeichnete Triebkraft chemischer Reaktionen erst einmal auf negative Werte absinken, damit diese Vorgänge freiwillig ablaufen können. Für die meisten Menschen sind aber Wörter wie Triebkraft oder freiwillig eine Chiffre für all das, was man mit Lust, Liebe und Leidenschaft verbindet. Müßte man Herrn Gibbs nicht folgerichtig als einen Misanthropen in unserer Spaßgesellschaft bezeichnen?

Damit sind wir aber noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt, was die Misanthropie angeht. Es sollte nämlich prominenten Vertretern der Organischen Chemie vorbehalten bleiben, den vielen 1,3-dipolaren Cycloadditionen auch noch eine „negative" Aktivierungsentropie als besonderes Markenzeichen anzuheften. Mit allgemein verständlichen Worten gesprochen geht es dabei um eine schon früher gewonnene Erkenntnis des Sexualforschers Alfred Kinsey, daß man nur erfolgreich sein kann, wenn man in entscheidenden Situationen auch eine bestimmte Lage einnimmt. Mit zu viel Negativem vermochte auch die Schwedische Akademie der Wissen-schaften nicht viel anzufangen, sonst hätte sie den Protagonisten des genannten Reaktionstyps mit seinem großen Synthesepotential schon längst den begehrten Preis verliehen.

Wie oben bereits angedeutet, sind die drei großen L die spirituellen Wirkstoffe „an sich", die den ganzen Charme der diesseitigen Welt ausmachen. Sie stehen auch am Anfang jeder erfolgreichen Suche nach neuen biologischen Wirkstoffen. Deshalb sollte es Forschungsmanagern aus der Industrie die Überlegung wert sein, ob sie nicht endlich im Zuge eines Paradigmenwechsels von den abgegriffenen drei großen I oder K ablassen, um einer reine Lebensfreude atmenden L-World die ihr gebührende Priorität einzuräumen.

Herr Platon und seine Körper

Die heidnische Philosophie der Griechen hat bekanntlich den Kirchenlehrer Thomas von Aquin bei der Konzipierung seiner summa theologiae in besonderer Weise beflügelt. Noch merkwürdiger mutet allerdings das Faible einiger Chemiker des postmodernen Zeitalters an, die nach Platon benannten hochsymmetrischen Gebilde mit dem Synthesewerkzeug der modernen Organischen Chemie nachzuempfinden. Lernt nicht jeder aufgeschlossene Mensch schon in der Jugend, daß platonische Liebe nichts anderes als Liebe ohne Knalleffekt bedeutet. Warum sollte sich auch jemand beim Anblick platonischer Körper von deren regelmäßig angeordneten Ecken in Begeisterung versetzen lassen, wenn er schon als Jüngling mit dem Sprichwort vertraut gemacht wird: „ An jeder Ecke kommst Du vorbei, bloß an keiner Rundung, so bloß sie auch sei".

An dem Reizvollen der „runden Sachen" kamen offensichtlich auch jene Forscher nicht vorbei, die sich die Fußball-Moleküle - auch Buckminster-Fullerene genannt - auf ihre Fahnen geschrieben haben. Man mag es nachträglich als einen Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren, wenn der Schweiß dieser Edlen ohne längere Wartezeit mit der Nobel-Medaille belohnt wurde.

Traum und Wirklichkeit

Ein populär gewordenes Lied des Barden Reinhard Mey hat offensichtlich einige Professoren zu der wunschtraumhaften Textänderung inspiriert: „Über den Molekülen muß die Chemie wohl grenzenlos sein". Mit dem hierzu erfundenen Zauberwort „Supramolekulare Chemie" glaubten diese Träumer, eine wissenschaftliche Reformation einläuten zu können. Schon die Vorstellung, daß über den Molekülen noch eine Chemie möglich sein soll, muß allen Forschern abstrus vorkommen, die sich ernsthaft mit Reaktionsmechanismen auseinandergesetzt oder ihr Herzblut faszinierenden Naturstoffsynthesen geopfert haben. Selbst wenn man das Wortgebilde Supramolekulare Chemie als Werbe-Gag für eine gebeutelte Wissenschaft verstanden wissen wollte, wäre es immer noch werbewirksamer, von Chemie ohne Grenzen zu sprechen.

Als besonders witzig wollte sich vor mehr als dreißig Jahren eine Arbeitsgruppe ausnehmen, weil sie glaubte, mit der Einführung von nacktem Nickel als Katalysator ihren metallorganischen Synthesen so etwas wie sex appeal [s. nachfolgenden Beitrag] verleihen zu können. Nun weiß jeder Mensch, der sich mit der Schönheit griechischer Skulpturen angefreundet hat, daß etwas erotisch Prickelndes erst mit der Verschleierung anfängt aufzuleben. Man darf es als Ironie des Schicksals betrachten, daß die besondere Wirkung der entkleideten Katalysatoren in Wirklichkeit von einem verschleierten Nickel ausgeht, was erst bei näherem Hinsehen offenbar wird.

Ein Epilog

Wenn der Autor beim Lesen seines Beitrags in die Rolle eines unbefangenen Betrachters schlüpfen könnte, würde ihm zunächst ein Goethe-Zitat einfallen: „Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie sich selbst und ihren heil’gen Wert erkennt". Deshalb möchte ich allen Chemikern ans Herz legen, das Erotische in ihrer Wissenschaft offenzulegen. Vielleicht finden dann viel mehr Menschen Spaß an der Chemie.

Bott love cartoon (2001)Ein molekularer Hermaphrodit

In der Technik werden Bauteile oft als „weiblich“ (Öse, Mutter) und als „männlich“ (Stab, Schraube) bezeichnet. In Analogie kann man auch bei Molekülen mit derartigen Strukturelementen von „männlich“ und „weiblich“ sprechen. Moleküle, die sowohl ein „männliches“ als auch ein „weibliches“ Ende besitzen, werden folglich Hermaphroditen oder Zwitter genannt“.

„Ein derartiges Zwittermolekül ist aus einer Art Öse und einem stabförmigen Teil aufgebaut, und je zwei dieser Moleküle dimerisieren, indem wechselseitig der stabförmige Teil in die Öse des Partnermoleküls gefädelt wird. Paarungen von derartigen Zwittermolekülen waren bislang in Lösung nicht zu stabilisieren.“

chlüssel-Schlüsselloch-
Verhältnis, kupferinduziert.

Dem Verbindungstypus prophezeien die Entdecker wichtige Anwendungen: „Unser neues Dimer könnte ein wichtiger Bestandteil von eindimensionalen Strukturen werden, die in der Lage sind, sich als Antwort auf ein externes Signal zu strecken und zu kontrahieren“.

„Angewandte Chemie“, gekürzte Presseinformation; Cartoon: Constanze Heller
Human, All Too Chemical
Why do not we get serious with the revaluation of our values

In reading of Goethe's Faust we can learn with pleasure that the verses: "(Mephisto is ...) a part of that force which always wants the bad and always creates the good", appear even more realistic when the words good and evil against each other exchanges Such -. 100 years later demanded by Friedrich Nietzsche - revaluation of values ​​could especially bring the chemists at linguistic handling of their science an unexpected audience appeal, as will be shown later the poet Goethe verdan-ken. we also have a amorous novel entitled Elective Affinities, which one may describe as excellent and successful society-related parable of a chemical in the widespread process. In this work, the poet wants us keep in mind that two gutgefügte pairings can lead by a lover to exchange even firmer bond conditions. But the Roman title itself represents a transmitted into German neologism of the Swedish chemist TO Bergman, who wanted to bring more humanity and charm in the language of science in this way. The type of reaction, at issue here is, today only under the unemotional and colorless name "double conversion" known. This already suggests that the science of chemistry has turned-hit in the aftermath of Goethe the way of linguistic confusions and aberrations . It is therefore worthwhile to take such a faux pas based Remarkable examples targeted.




A life like the gods

It is not only a sign of naivety, but also of heartlessness if scientists presume to classify the material world in a lively and inanimate. Thus, the nitrogen or oxygen molecules called typical inorganic can already below temperatures that apply to human reproduction as optimal, got into such a rage that she before with their various degrees of freedom of movement and the resulting rotational and shock opportunities every fun-loving Earthlings green with envy. You punish every Puritans to lies, the times y pense that these would be be a state of neglect. In reality, everything is going as Boltzmann declared so obvious to us, after god-given laws from. The molecules in question are subject to the exploitation of their vitality neither a rhythm between day and night, still can give you the inevitable slackening of replicability of DNA duplexes put an end of life. They glide rather - as described in a poem by F. Hölderlin - equal to the gods as a weightless and timeless beings there.




Arthur Schopenhauer and his epigones

Not only the thoughts of great philosophers, but also the groundbreaking Vorstellungungen famous physical chemist sometimes adopt strange forms. First there were the ideas of Schopenhauer, the humanity through negation - the redemption should bring all passions - in accordance with a reduction to the zero value. Going a step further in the direction taken was the naturalist Josiah Willard Gibbs. According to the developed by him equation as "free energy" designated driving force of chemical reactions must first drop to negative values, so that these processes can occur voluntarily. But words are as motive power or for most people voluntarily a code word for all that you connects with lust, love and passion. Should you Mr. Gibbs inconsequential as a misanthrope call in our fun society?



We have not yet reached the end of the flagpole, it comes to misanthropy. It should namely remain prominent representatives of the organic chemistry subject, attach also a "negative" of activation as a special trademark of the many 1,3-dipolar cycloaddition. Using common words spoken, it covers an earlier gained knowledge of sex researcher Alfred Kinsey, that one can be successful only if one adopts a certain position in crucial situations. With too much negativity, the Swedish Academy of Sciences-ties could begin not much, otherwise they would have the protagonists of that type of reaction with its large synthetic potential already the awarded coveted prize.



As already indicated above, the three large L are the spiritual agents "per se", which make all the charm of this world. They also are at the beginning of any successful search for new biological agents. Therefore, it should research managers from industry worth consideration be if they do not finally drain in the course of a paradigm shift from the tapped three major I or K to a pure zest for life breathing L-World grant her due priority.


Mr. Plato and his body

The pagan philosophy of the Greeks is known to have inspired the church teacher Thomas Aquinas in the design of his Summa Theologiae in a special way. Even more strange seems to the penchant of some chemist of the postmodern era, recreate the named after Plato highly symmetric structure with the synthesis tool of modern organic chemistry. Does not learn any open-minded person in youth that platonic love means nothing else than love without bang. Why should also let someone put at the sight platonic body of its regularly arranged corners in enthusiasm when it is already made as a young man with the familiar adage: "On every corner you come around, just any rounding, it is so only as".



At the charming of the "round things" came apparent even those researchers not over, the football molecules - have written on their banners One may subsequently be interpreted as a hint, hint, when the welding - also called Buckminster fullerenes. this Noble was rewarded with no long waiting time with the Nobel medal.


Dream and Reality

A popular become song of the bard Reinhard Mey has apparently inspired some professors to the desire dreamy amendment: "About the molecules, the chemical must be boundless" By this invented magic word "supramolecular chemistry" believed these dreamers to usher in a scientific reformation.. Even the idea that even a chemical should be possible via the molecules must happen all researchers abstruse that seriously dealt with reaction mechanisms or their hearts have sacrificed fascinating natural product syntheses. Even if one wanted to know chemistry understood as an advertising gimmick for a battered science, the word structure Supramolecular, it would still be effective advertising to speak of chemistry without limits.

Particularly funny was intended to exclude a group, more than thirty years ago, because she believed that with the introduction of bare nickel as a catalyst to their organometallic syntheses such a thing as sex appeal [s. to give subsequent post]. Now everybody knows who has befriended with the beauty of Greek sculpture that revive something erotic Prickelndes only with obfuscation begins. One must consider that the special effect of the divested catalysts in reality a veiled nickel emanates what is revealed only on closer inspection it as ironic.



An epilogue

If the author could slip while reading his contribution in the role of an impartial observer, it is a quotation from Goethe would first come: "Ah, that simplicity, that innocence never recognize themselves and their sacred value" So I want. all chemists put your heart to reveal the erotic in their science. Perhaps then find a lot more people enjoy chemistry.


Bott love cartoon (2001)A molecular hermaphrodite

In the technology components are often referred to as "female" (eye, mother) and as a "male" (rod, screw). Analogously one can even in molecules with such structural elements of "male" and "female" talking. Molecules that possess both a "male" and a "female" end position, are called hermaphrodites or hermaphrodite ".

"Such a hybrid molecule is constructed of a kind of eyelet, and a rod-shaped part, and two of these molecules dimerize by mutually the rod-shaped part is threaded into the eyelet of the partner molecule. Pairings of such hybrid molecules had yet to stabilize in solution. "



EY-keyhole
Ratio, copper-induced.

The connection type prophesy the discoverers important applications: "Our new dimer could be an important part of one-dimensional structures that are able to stretch in response to an external signal and to contract".

"Angewandte Chemie", abbreviated news release; Cartoon: Constanze Heller

(add summary)

References
1. Bott, Kaspar. (2001). “Humans, All Too Chemical” (“Menschliches, allzu Chemisches”), News in Chemistry (Nachrichten aus der Chemie) (abs), 49(4):471-72, April.

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